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Neues zu Varnhagens Rußlandinteresse
Unbekannte Briefe Karl August Varnhagens von Ense an Fürst Pjotr
Andrejevic Vjazemskij (17921878) wurden kürzlich in Moskau
entdeckt und von Dr. Anna Ljunggren am 15. April 1999 im Slavistischen
Institut der Universität Stockholm vorgestellt. Varnhagen hatte im
vorgeschrittenen Alter von Januarij M. Neverov die russische Sprache erlernt,
aus der er auch Novellen übersetzte: ein Beitrag zur »Weltliteratur«
im Sinne Goethes. Konservative Gegner wie Victor Aimé Huber oder
die Feuilletonisten der Kreuzzeitung haben dieses differenzierte
Rußlandinteresse heftig bekämpft. Zusammenfassend haben sich
hierzu auch VGMitglieder geäußert: Terry H. Pickett
zusammen mit Richard Porter in GermanoSlavica 1 (1974), Nr.
4, S. 6978 sowie Günther Wiegand in Russen und Rußland
aus deutscher Sicht. Hg. v. Mechthild Keller. München 1992 (=
West-östliche Spiegelungen Reihe 1, Bd. 3), S. 494520. Hingewiesen
sei auch auf die fundierten Quelleneditionen von Gerhard Ziegengeist
in verschiedenen Jahrgängen der Zeitschrift für Slawistik.
Im Oktober 1838 schrieb Varnhagen in den Jahrbüchern für
wissenschaftliche Kritik über Aleksander Sergejevic Puschkin:
zu einem Zeitpunkt, da die Deutschen »der russischen Sprache und
Literatur nur wenige Aufmerksamkeit und fast gar keine Beschäftigung«
zuteil werden ließen. Im selben Jahr lernte er in Vjazemskij einen
Freund des verstorbenen Dichters kennen (vgl. obige Zeichnungen), der
ihm russische Autographen beschaffte. Varnhagen konnte Russisch lesen,
schrieb jedoch auf Französisch. Daß der Briefwechsel 1848 verebbte,
lag wohl an politischen Differenzen mit dem konservativen Fürsten.
Anders als Günther Wytrzens, dessen Pjotr Andreevic Vjazemski.
Studie zur russischen Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts. (Wien 1961)
nur wenig Aufschluß über diese Beziehungen gibt, konnte Ljunggren
neben den VarnhagenBriefen für ihre Edition auch die Gegenbriefe
sowie weitere Dokumente in der Jagiellonischen Bibliothek Krakau erschließen.
Auszüge hat Anna Ljunggren unter dem Titel Geschenke von Vjazemskij
für die Moskauer Zeitschrift Unser Erbe ins Russische übertragen
und das reich illustrierte Sonderheft zum 200. Geburtstag Puschkins
unserer VGBibliothek gespendet, wofür wir ihr sehr herzlich
danken. Die (französischsprachigen) Originalbriefe veröffentlicht
sie nächstes Jahr in einer Fachzeitschrift, die in Padua erscheint.
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Ausschnitt aus dem Inhaltsverzeichnis |
Bild des Varnhagenschen Autographenkastens |
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...exklusiv an Mitglieder
geben wir in je einem Exemplar das Buch von Ludwig Stern:
Die Varnhagen von Ensesche Sammlung in der Königlichen Bibliothek,
Berlin 1911, 923 S. ab.
Zeitgenossen rühmten dieses Werk, das 9000 Korrespondenzpartner und
ihre in der Jagiellonischen Bibliothek zu Krakau aufbewahrten Lebenszeugnisse
verzeichnet, als »beispielgebendes Meisterwerk moderner Autographenkatalogisierung«.
Der Germanist Oskar Walzel schrieb: »Für Varnhagens Sammlung
ist mithin endlich geleistet, was wir bei der Benutzung ähnlicher
Schätze schmerzlich vermissen.«
Wer den Katalog (numeriert, broschiert und unaufgeschnitten) erwerben
möchte, sollte neben Beitrittserklärung und dem Jahresbeitrag
(oder einer Abbuchungserlaubnis) eine Spende von nicht unter DM 35,00
einsenden.
Der Ankauf der Restauflage hat unser Budget strapaziert. Wir möchten
daran erinnern, daß unsere Vereinsaktivitäten gemeinnützig
und ehrenamtlich sind. Für finanzielle Zuwendungen dürfen wir
steuerabzugsfähige Quittungen ausstellen. Wir danken allen Spenderinnen
und Spendern herzlich für Ihre Unterstützung!
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Ein Sommer voller Aktivitäten
Eine Delegation der Varnhagen Gesellschaft besuchte am 10. April das Dipartimento
di Scienze del Linguaggio e letterature moderne e comparate an der Università
Turin. Dort wurde dem (mittlerweile der VG als Institution beigetretenen)
Centro Studi Rahel Levin der Katalog von Ludwig Stern sowie eine
Tasse mit VGAdresse und RahelMotiv überreicht. Für
die VGBibliothek erhielten wir Pauline Wiesels Liebesgeschichten.
Anschließend zeigten uns die wissenschaftlichen Leiter des Centro,
Renata Buzzo Màrgari und Ursula Isselstein, die zu edierenden,
mikroverfilmten RahelBriefe.
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Ursula Isselstein im Arbeitszimmer des
Centro Studi Rahel Levin |
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Vorträge in Hagen
In Hagen konnten wir in Zusammenarbeit mit dem NRWSchriftstellerverbands
(VS), dem Kulturamt und dem Rahel Varnhagen Kolleg eine Reihe von Vorträgen
anbieten. Marit Rullmann und Nikolaus Gatter referierten vor Studierenden
des Kollegs über Philosophinnen bzw. die Geschichte der Varnhagenschen
Sammlung; Klaus F. Gille würdigte Karl August Varnhagens schriftstellerisches
Lebenswerk; Marianne Schuller untersuchte, ausgehend von Rahel Varnhagens
Briefen, stilistische und experimentelle Aspekte. Weitere Vorträge
sind für das kommende Frühjahr geplant.
Zuspruch fand auch eine Exkursion nach Krakau im Rahmen der Sommerakademie
des Rahel Varnhagen Kollegs. Frau Elzbieta Burda, die seit langem die
Benutzer/innen der Varnhagensammlung kompetent und hilfsbereit berät,
konnte bei unserem Besuch leider nicht zugegen sein. Durch die Jagiellonische
Bibliothek führte deren Direktor, Dr. phil. habil. Krzysztof
Zamorski, der auch einen Vortrag über die Schicksale der Varnhagensammlung
seit 1945 hielt. Wir überreichten ihm und seinen Mitarbeitern Exemplare
unseres Prospekt in deutscher und polnischer Sprache, Tassen mit RahelAufdruck
sowie weitere Mitbringsel.
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Erinnerung an 1849 in Köln und Berlin
Die BettinavonArnimGesellschaft lud auch VGMitglieder
am 24. April zu einem Berliner Rundgang zu den Orten der Revolution.
Für den gazzettino kam die Mitteilung zu spät; wir stellten
den Termin in unsere ständig aktualisierte homepage. Die Kölner
SPD ließ am ehemaligen Redaktionssitz der Neuen Rheinischen Zeitung,
die am 19.5.1849 mit einer rotgedruckten Nummer zum letzten Mal erschienen
war, eine Gedenktafel enthüllen. Der Berliner Historiker Francois
Melis erläuterte die Geschichte der NRhZ, der VGVorsitzende
Nikolaus Gatter trug Lieder und Varnhagens Aufzeichnungen der Revolutionszeit
vor.
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LudmillaAssingColloquium Florenz
2000
An der Via Campora in Florenz findet am 21.22.4.2000 im kleinen
Kreis ein Colloquium statt, das Ludmilla Assings Florentiner Zeit behandeln
wird. Auch ihr Grab soll besucht werden. Für Anreise, Unterbringung
und Verpflegung sorgen die Teilnehmer selbst. Interessenten wenden sich
möglichst bald an den VGVorsitzenden Dr. Nikolaus Gatter.
ROSA LUDMILLA ASSING
PRECLARA SCRITTRICE DI PREGIATISSIME OPERE
LETTERARIE E POLITICHE
UNI NEL MEDESIMO AFFETTO
LA GERMANIA OVE NACQUE
E L'ITALIA SUA PATRIA D'ADOZIONE
TEMPRATO A LIBERISSIMI SENSI
VOLSE L'ANIMO SUO ALLA RIGENERAZIONE
DEI DISEDERATI
CONSACRANDO LE SOSTANZE
ALLA EDUCAZIONE DEL POPOLO
AD ETERNARE LA MEMORIA
GLI AMICI ED AMMIRATORI
POSERO MDCCCLXXXI
Schöpfer der »sehr ähnlichen« Büste war Cesare
Sighinolfi; die Inschrift, übersetzt von Ottilie Assing, lautet:
»Rosa Ludmilla Assing, die ausgezeichnete Verfasserin verdienstvoller
literarischer und politischer Werke, umschloß mit gleicher Zuneigung
Deutschland, ihr Geburtsland, und Italien, ihr zweites Vaterland. Mit
einem Sinn, der auf freiheitliche Zwecke gerichtet war, strebte sie für
die Wiedergeburt der Enterbten und weihte ihr Vermögen der Erziehung
des Volkes. Um ihr Andenken zu verewigen, errichtet von ihren Freunden
und Verehrern 1881.«
zit. nach Feodor Wehl: Zeit und Menschen. Bd. 2. Altona 1889, S.
97.
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Die Varnhagen Gesellschaft
Vorstand
Dr. Nikolaus Gatter, Köln (Erster Vorsitzender)
Rita Viehoff, Wetter (Zweite Vorsitzende)
Paul Krömer, Arnsberg (Schatzmeister)
Eva Feldheim, Hagen (Erste Schriftführerin)
Kerstin Salvador, Brühl (Zweite Schriftführerin)
Schirmherrin / Ehrenmitglieder
Prof. Carola Stern, Berlin
Renée Kraus, prom. Phil., Dortmund
Prof. Dr. Maria Victoria Arrabal Cano, Barcelona
Prof. Dr. Jaime Vándor, Barcelona
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Aktuelle Publikationen unserer Mitglieder:
Der Briefwechsel von Bettine von Arnim mit ihrem Sohn Freimund (Bd. 1
des Briefwechsels mit ihren Söhnen), hg. v. Wolfgang Bunzel
und Ulrike Landfester, ist (anders als zuletzt gemeldet) im Göttinger
WallsteinVerlag erschienen. Mit Beiträgen über
ungedruckte Tagebücher der Revolution 1848/ 49 sind Irina Hundt
(Louise OttoPeters) und Nikolaus Gatter (Ludmilla Assing)
im Tagungsband Frauen in der bürgerlichen Revolution der LouiseOttoPetersGesellschaft
e.V., Leipzig 1999 vertreten. Carola Gerlach würdigte den
165. Todestag Rahels mit dem Aufsatz O! warum bin ich kein Mensch im
Amt! keine Fürstin! in der Oktobernummer 1998 der Zeitschrift
Pankower Brücke. Hannelore Scholz versammelte Aufsätze
von Klaus F. Gille zu Goethe und seiner Zeit in dem Band Zwischen
Kulturrevolution und Nationalliteratur. Berlin: Trafo 1998. Von Evelyne
GoodmanThau erschien 1997: Vom Jenseits: Jüdisches Denken
in der europäischen Geistesgeschichte im Berliner AkademieVerlag.
Vom zähen Kampf um die Benennung der Düsseldorfer Universität
nach Heinrich Heine erzählt Gerda Kaltwasser in Die Jahre
kommen und gehen. Zehn Jahre HeineUniversität. Düsseldorf:
Gruppello Verlag 1999. Arno Schmidts Quellen für seine Darstellung
der Prinzessin von Ahlden in Das steinerne Herz untersucht Dieter
Kuhn in Lieferung 242 (1999) des Bargfelder Boden, den Jörg
Drews herausgibt. Ann Willison Lemke hat in Von Goethe inspiriert.
Lieder von Komponistinnen des 18. und 19. Jahrhundert. Kassel: Furore
1998 23 größtenteils unbekannte Vertonungen ediert und kommentiert,
die auch auf einer begleitenden CD gleichen Titels erscheinen. Im aktuellen
Jahrbuch der BettinavonArnimGesellschaft 10 (1998) publizierte
sie Briefe einer BettinaVerehrerin. Ein Beitrag zur frühen
Rezeption von »Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde«. Über
Otto Hartwigs Italienreisen schrieben Christina Ujma und Rotraut
Fischer in der Marburger Universitätszeitschrift alma mater philippina,
WS 1998/99, S. 3843.
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Büchermerk
Neuzugänge unserer Bibliothek
Neben Fachliteratur und Textausgaben wurden unserer Bibliothek eine Reihe
historischer Romane aus der Varnhagenzeit sowie CDEinspielungen
von Liedern der Revolution von 1848/49 überlassen. Allen Spenderinnen
und Spendern von Büchern, Mikrofilmen, Ausschnitten, Kopien, Sonderdrucken
zum Thema Rahel und Karl August Varnhagen und ihr Kreis, und ganz besonders
dem großzügigen Spender des bereits erwähnten eigenhändigen
VarnhagenNamenszugs sei herzlich gedankt!
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...weitere wichtige Neuerscheinungen:
Eine Studie zur Briefkultur des 18. und 19. Jahrhunderts hat Loreley French
mit German Women as Letter Writers vorgelegt (Madison/ Fairleigh/London
1996), in der auch Varnhagens Sammeltätigkeit gewürdigt wird.
In deutscher Übersetzung erschien Seyla Benhabib: Hannah
Arendt. Die melancholische Denkerin der Moderne (Hamburg 1998).
Eine Kontroverse um den von Liliane Weissberg besorgten Neudruck der englischen
Fassung von Arendts Rahel Varnhagen. The Life of a Jewess entbrannte
1999 in der New York Review of Books (vgl. Amos Elons Kritik in
XLVI, 3 am 18.2., S. 19ff. und die Erwiderung der Herausgeberin v. 10.6.1999,
S. 57). Die Beziehungen des Ehepaars Varnhagen zu Goethe beleuchtet
RalphRainer Wuthenow unter dem Titel Befreiung der Person
in einer amüsanten Sonderbeilage der Frankfurter Rundschau zum Jubiläum
des Dichterfürsten am 28. August 1999.
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Ein Autograph in unserer Bibliothek
Seit neuestem schmückt ein gerahmter handschriftlicher Namenszug
von Karl August Varnhagen von Ense unsere Dachkammer, das Titelblatt eines
seiner Bücher mit Besitzvermerk. Das Autograph wurde von unserem
Mitglied Gerrit Waidelich gestiftet. Das betreffende Buch ist offenbar
nicht beim Nachlaß geblieben, sondern wurde 1859 versteigert; wir
stellen es demnächst ausführlich vor.
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Arbeitsvorhaben aus dem Mitgliederkreis
Wolfgang Bunzel arbeitet am Tagungsband Umbruch der Kulturen.
Die europäischen Revolutionen von 1848/49. Das Centro
Studi Rahel Levin teilt mit, daß der von Consolina Vigliero
betreute Briefwechsel mit Rahels Bruder Ludwig Robert in Kürze bei
C. H. Beck erscheint. Irina Hundt stellt für den J.
B. MetzlerVerlag einen Band mit Biographien der Frauen um Heinrich
Heine zusammen. Claudia Schulze erforscht die RahelRezeption
durch Hannah Arendt. Christina Ujma und Rotraut Fischer behandeln
im demnächst erscheinenden, von Horst Turk betreuten Band Zur
Internationalität der Salons auch die geselligen Abende Ludmilla
Assings in Florenz. Eva Weissweiler bereitet einen kommentierten
und biographisch annotierten Neudruck der NSSchrift Das Judentum
in der Musik vor.
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Ehrungen
Der Laudatio zur Verabschiedung unseres Mitglieds und Förderers Dr.
Gerhard Stroh aus dem Bildungsministerium in NRW schloß sich die
VG mit einem Grußwort an (gedruckt in Wege der Weiterbildung
19, Frühjahr 1999).
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Kalendarium / Veranstaltungen
27. August
19.30 Karl Otto Conrady: Goethe was here. Ort: BrückenForum
BonnBeuel.
1. September
19.30 Maria Freund: Goethes geliebte Frauen. Ort: HagenMedien Stadtbücherei,
Hagen.
3. September
17.00 Alfred Müller Felsenburg: »Im Orbit der Vergangenheit«.
Buchhandlung Phoenix, Hagen.
19.00 Christian Höpfner: Unterwegs mit Goethe. Reisen in der
Postkutschenzeit. VHS Hagen, Villa Post.
4.5. September
Symposium: »Außerdem waren sie ja auch Menschen...«
Goethes Begegnung mit Juden und Judentum. Ort: Frankfurt am Main,
Jüdisches Museum Untermainkai. Tel. 069 / 212 33329; Fax: 30705.
4. September, 19.00 Eröffnung
19.30 Abendvortrag mit W. Daniel Wilson: Der Mythos Goethe und das
moderne Judentum
Ausstellungseröffnung und Empfang
5. September: Symposium
9.30 Gabriela Schlick: Johann Wolfang Goethe und die Frankfurter Judengasse;
10.30 Karl Dienst: Der junge Goethe zwischen religiöser Schwärmerei
und Toleranz;
11.15 HansPeter Benöhr: Der Advokat Goethe und seine jüdischen
Klienten.
13.30 HansOtto Horch: Die Goetheverehrung im jüdischen Bürgertum
des 19. und 20. Jahrhunderts.
14.30 Jürgen Stenzel: »No was sogt ehr dozu?« Jüdisches
im Werk des jungen Goethe.
16.00 Will Jasper: Die Entstehung eines nationalen Goethebildes nach
der Reichsgründung und seine Rolle in antisemitischen Ausgrenzungsstrategien.
17.00 roundtableGespräch unter der Leitung
von Winfried Barner.
4. September bis 14. November
Ausstellung: »Welche... wie in einen Zwinger mochte eingeklemmt
worden sein.« Goethe und die Frankfurter Judengasse. Ort: wie
4.5.9.
8.10. September
Tagung Darstellung von Juden in der deutschsprachigen Literatur seit
1945 in der University of Ulster, Coleraine (Nordirland); u.a. mit
Christina Ujma (10.9.): Nach der Katastrophe. Hannah Arendts Repräsentation
der deutschjüdischen Kultur im Kontext der Nachkriegsdebatten.
10. September
19.30 Salon KunstLive mit Texten von Clemens Hüsgen, Elisabeth
BüningLaube und Jens Prüss. Gitarre: Oliver Jaeger. Ort:
Düsseldorf. Collenbachstr. 2. Tel./FAX 0211 / 48 09 28.
...bis 12. September
Ausstellung: »Lasset Blut zum Himmel schreyn, wir wollen freie
Menschen sein!« Rastatt 1849. Ort: Rastatt, Stadtmuseum
12. September
11.00: Stefan Keim u. Peter Schütze: »Haben Sie weiter keine
Geschäfte in Weimar, Herr Heine?« Heines Verhältnis
zu Goethe. Veranstalter: Kulturzentrum Hasper Hammer / FernUni Hagen.
Ort: Hasper Hammer, Hagen.
14. September
Peter Stein: Der Schriftsteller als »Blutzeuge für das Wort«.
Von Märtyrern, Helden und Verrätern im Zeichen der Karlsbader
Zensur. Ort: HeineInstitut, Düsseldorf. Tel. 0211/ 89 96 09
15. September (bis 9. Januar 2000)
Ausstellung: Alexander von Humboldt Netzwerke des Wissens.
Ort: Bonn Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland.
Tel. 0221 / 9 17 12 00.
21. September
18.00: Goethe vor Ort. Vorträge und Gedichte im Neuen Glashaus;
u. a. mit Joachim Hildebrandt: Goethe und Frau Rahel von Varnhagen.
Veranstalter: Botanischer Garten Berlin / Neue Gesellschaft für Literatur
e.V. Information 030 / 83 00 60.
...bis 22. September:
Ausstellung: Großer Mann im seidenen Rock. Heines Verhältnis
zu Goethe. Ort: FernUniversität Hagen im Foyer des AVZ. Veranstalter:
FernUniversität / HeinrichHeineInstitut, Düsseldorf.
24. September
19.00 (auf besondere Einladung:) Salonabend mit den Professoren Susanna
Elm u. Stefan Willich zum Thema: Vom Wund(er)heiler zum Wissenschaftler
und zurück. Berlin, Hotel Brandenburger Hof. Kontakt: 030/327
01 826.
1. Oktober
Colloquium über Institutionen kollektiver Erinnerungen. Veranstalter
Stiftung Weimarer Klassik.
Ort: Weimar. Ulrich Ott: Vom privaten zum öffentlichen Archiv;
Jochen Golz: Das Literaturarchiv als Gedächtnisort und Ort der
Kanonbildung u. a.
3. Oktober
11.00 Nikolaus Gatter: Köln zur Goethezeit Goethes Zeit
in Köln. Vortrag in der Reihe Goethe und das Rheinland
des VSVerbands der Schriftsteller / IG Medien, Bonn. Ort: Bonn,
Gärtnerhäuschen.
8.10. Oktober
23. Jahreskonferenz der German Studies Association, Atlanta (USA) Sektionen/Themen
in Auswahl:
8. Oktober
8.3010.30 Elizafield: 11.
That Old Time Rock 'n' Roll. Goethe, Bettine von Arnim, Beethoven,
and Their Critics u. a. mit Ann Willison Lemke: Bettine's Beethoven
and a Million Love Letters.
10.3012.15 Greenwood: 25.
Gender Relations in the Republic of Letters; u. a. Ulrike Weckel
über Hippel und Wollstonecraft im Urteil der zeitgenössischen
Literaturkritik; Ruth P. Dawson: Rethinking EighteenthCentury
Feminism; Brigitte Schnegg von Rütte über Geschlechterbeziehungen
in der Freundschaftskultur der Aufklärung.
14.0016.30 Mimosa: 39.
Jewish Consciousness and AntiSemitism in the Nineteenth Century
mit Marjanne E. Goozé: Memoir or Spiritual Autobiography? The
Personal Narrative of the Jewish Salonnière Henriette Herz;
Roger F. Cook: Muttersprache and Racial AntiSemitism: The Case
of GermanJewish Writing in the 19th Century.
14.0016.30 Brampton A: 46.
Grand Ideas, »Little« Genres: Diary, Vignette, Love Letter,
and Travelogue u.a. mit Christine MöllerSahling: »Du
hast mich nicht verstanden, meine Teuerste«. Das Geschlechterverhältnis
im »Liebesbrief« unter besonderer Berücksichtigung der
Korrespondenz zwischen Heinrich Christian Boie und Luise Mejer (17771785);
Dorothea Böck: Im Schatten der großen Namen. Über
Tageblätter, Taschenbücher und Almanache oder die vergessene
Karriere der Minna S. Lesarten und Kommentare zu Apokryphen der Goethezeit.
9. Oktober.
10.3012.15 Liberty: 82.
Emigration als Chance: Theoretische Arbeiten deutscher Jüdinnen
nach 1933 u.a. mit Barbara Hahn: »Mitten auseinandergerissen.«
Margarete Susman in Exile. Ingeborg Nordmann: Amerika das politisch
Nahe und philosophisch Ferne. Hannah Arendt and the Question of Identity.
10.3012.15 Brampton C: 84.
The 1848 Generation in Old and New Worlds; u.a. Ansgar Reiss: Der
Dresdener Maiaufstand und die Revolution in Baden. Kommunikation,
Wahrnehmung, Mobilität; Michaela Tomaschewsky: Froebel the Atheist?
The Religious & Political Background of the Godless North
German Kindergarten; Joachim Reppmann über Mass Migration of Germans
from SchleswigHolstein to the U. S. Theodor Olshausen and Joseph
Pulitzer at the Westliche Post in St. Louis.
13.4515.15 Knollwood B: 101.
Moving from Self to Selves: German Women Writers of the 19th Century
u.a. mit Catherine Grimm: Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt.
The Construction of (Feminine) Authorship in Bettina von Arnim's Goethe's
Briefwechsel mit einem Kinde; Cordelie Scharpf: Luise Büchner.
Writing in Private and Public Spheres; Donna DellaRossa: Louise OttoPeters
and Neue Bahnen.
10. Oktober
8.3010.15 Thornton: 133.
Women's Responses to the Restoration u.a. mit Karin Baumgartner:
The Romance as Political Allegory in the Novels of Caroline de la Motte
Fouqué and Karoline Pichler; Silke Arnoldde Simine über
Annette von DrosteHülshoff und die Schauerromantik;
Julia Bertschik über die Bedeutung der Kleidung bei Caroline de
la Motte Fouqué.
8.3010.15 Brampton C: 134.
Sophie von La Roche u. a. mit Elisabeth Krimmer: Conquering
Softly? über Sophie von La Roche's Erscheinung am See Oneida;
Helga Schutte Watt: Sophie La Roche and Weimar; Wendy Arons: Performances
of/as Female Power in Sophie von La Roche's History of Lady Sophie Sternheim.
23. Oktober
Colloquium Briefkultur im Vormärz des Forum Vormärz Forschung
/ HeineGesellschaft. Ort: wie 14.9.
10. November, 20 Uhr,
20.00: Wie Frauen Goethes Ruhm mehrten. Rahel Varnhagens und Bettine
von Arnims Beitrag zum Goethekult. Lesung und Vortrag von Ariane NeuhausKoch
(FrauenKulturArchiv) und Elisabeth Ulrich (Theater Überall).
Ort: Zentralbibliothek Düsseldorf, BerthavonSuttnerPlatz
1.
12./13. November
Symposion: 19971999: 150 Jahre Revolution 1848/49 in BadenWürttemberg.
Versuch einer Bilanz. Veranstalter: Landeszentrale für politische
Bildung BadenWürttemberg, Ort: Schloß Rastatt.
...bis 14. November
Ausstellung: Jüdisches Leben in Westfalen. Veranstalter: Gesellschaft
für christlichjüdische Zusammenarbeit / Museum für
Kunst und Kulturgeschichte Dortmund. Ort: Münster, Stadtmuseum.
7. Dezember
22.0522.35 Rundfunksendung Radio 3 (NDR/SFB/ORB): Goethe 99. »Ein
einzig Individuum«. Rahel Varnhagen.
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Wir bitten die Bezieher um Mitteilung von interessanten Terminen und Publikationen!
Wir erlauben uns, an die Zahlung Ihres Mitgliedsbeitrags zu erinnern,
sofern er nicht bereits im Voraus entrichtet wurde. Der Mitgliedsbeitrag
ist von den Beitretenden selbst festzulegen (lt. Satzung monatlich mindestens
DM 3,, für Studierende DM 1,00, für Institutionen DM 8,50).
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Noch einmal Weltliteratur: ein Serbe erforscht
Rahel Varnhagen
»Man darf nicht ein ganzes Volk bestrafen«, äußerte
kürzlich der Nobelpreisträger Elie Wiesel nach einer Reise in
den Kosovo: »Wenn man die Eltern bestraft, bestraft man die Kinder.«
Unser letzter Rundbrief erschien, als die NATO Serbien bombardierte und
deutsche Soldaten erstmals nach 1945 wieder an einem Krieg teilnahmen.
Wir können kein Forum der politischen Diskussion bieten, erinnern
aber daran, daß zu den ersten, die unseren Themenkreis erforscht
haben, ein Serbe gehört. Dragutin P. Subotic, geboren am 11.10.1887
in Ramaca, Kreis Kragujevac, studierte Medizin und Philosophie in Belgrad
und Graz. Als Graduierter und Lehrer an einer Provinzschule kam er 1911
erstmals nach München, wo er Vorlesungen von Hermann Paul, Erich
Bernerker und Wilhelm Streitberg besuchte. Im Juli 1914 kurz vor
Ausbruch des Ersten Weltkriegs promovierte er an der LudwigMaximiliansUniversität
über Rahel Levin und das Junge Deutschland: Ihr Einfluß
auf die jungen Geister. Unter dem Eindruck des Krieges emigrierte
er 1916 nach England, wo er zunächst in Oxford serbische Studenten
betreute und 1919 Lektor für Serbokroatisch am King's College in
London wurde. Gemeinsam mit Nevill Forbes schrieb er eine Grammatik des
Englischen in serbischer, eine Grammatik des Serbischen in englischer
Sprache (erschienen 1918/20). Zu Beginn der dreißiger Jahre gab
er außerdem eine Sammlung serbischer Volkslieder heraus. Er heiratete
eine Französin, mit der er sich 1942 in Harpenden niederließ,
wo er nach längerer Krankheit am 10. Januar 1952 verstarb. Über
Rahels Briefe urteilte er: »Ihre kühnen Gedanken, ihr kraftvoller
Geist, ihre scharfe Beobachtung, ihr tiefsinniges Empfinden, in merkwürdig
lakonischer Form ausgedrückt, ziehen uns unwillkürlich an, so
daß wir gern weiter bei ihr verweilen; dabei entdecken wir immer
neue Schönheiten, neue Vorzüge; fruchtbare Phantasie, tiefes
Gefühl und neben gelungenen Witzen angenehmen, gesunden Humor.«
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Ein Leserbrief des VGVorsitzenden
Die Frankfurter Rundschau brachte am 5. Mai 1999 einen Beitrag von Tomas
Fitzel: Warum nicht Herder in Krakau? Die »Frage der Rückgabe
von Handschriften durch Polen« beantwortet der Autor (der die Varnhagensammlung
nur beiläufig erwähnt und ihre Geschichte nicht zu kennen scheint)
anders als der polnische Staatspräsident. Fitzels Beitrag schließt
mit einem Gedankenspiel: »Man stelle sich eine Reise nach Krakau
vor, um die Briefe Herders einzusehen. Man würde daran erinnert,
[...] daß nicht weit von Krakau entfernt Auschwitz liegt. In Krakau
würde man Deutschland so sehen, wie Herder es sah: von seinem Rand
her, in seiner geschichtlichen Gesamtheit. Man fände das eigene nationale
Erbe übersetzt und versöhnt in einem größeren europäischen.
Wenn uns diese Sammlung so sehr ans Herz gewachsen ist, sollte man deshalb
nicht um so mehr Gründe haben, sie in Krakau zu belassen? Man stelle
sich vor, alle Kulturdenkmäler würden ausgetauscht: Sanssouci
ginge an Frankreich, Versailles an Deutschland, der Kreml an den Vatikan
und dieser nach Moskau. Keine schlechte Vorstellung.«
In der Frankfurter Rundschau Nr. 129 vom 8. 6. 1999, S. 26, erschien
hierzu folgender Leserbrief:
Feuilleton
Wieso Polens großherzige Geste ausschlagen?
Zu dem Beitrag Warum nicht Herder in Krakau? (FR vom 5. 5. 1999):
Sanssouci nach Versailles verlagern, Versailles nach Deutschland holen,
den Kreml im Vatikan errichten: Von diesem architektonischen Großprojekt
mag Tomas Fitzel getrost weiterträumen. Unbegreiflich bleibt jedoch,
was ihn veranlaßt, die großherzige (...) Geste des polnischen
Staatspräsidenten Kwasniewski ausschlagen, den Status quo der Aufteilung
von Beständen der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek Berlin
zementieren zu wollen.
Es fällt schwer, seiner Argumentation zu folgen, wenn der Autor künftige
Archivreisen von Wissenschaftler als vergangenheitsbewältigende SightseeingTour
ausrichten will. Polen spricht er ein Erbrecht auf die Bibliotheksbestände
zu, ohne nach den Wünschen der Beschenkten zu fragen. Fitzel fragt
auch nicht nach Unkosten und Verpflichtungen, die ein solches Erbe mit
sich brächte, geschweige denn danach, wie sich z. B. die Stifter
der Sammlung Varnhagen den Verbleib ihrer gewaltigen Briefsammlung vorstellten.
Karl August Varnhagen, der Ehemann Rahel Levins, hat die Anekdote überliefert,
wonach Immanuel Kant auf Klagen über die Willkür der Jakobiner
erwiderte, diese hätten immerhin das Erbrecht nicht abgeschafft.
Kant, Beethoven, Mozart und Herder hinterließen (...) keine letztwilligen
Verfügungen, wo ihre Nachlässe aufbewahrt werden sollen
wohl aber das Ehepaar Varnhagen und seine Nichte.
Ludmilla Assing lebte in Florenz, als sie 1873 eine Verfügung über
die Autographenschätze ihrer Familie traf. Sechs Paragraphen, die
das letzte, rechtsgültige Testament von 1876 wiederholt, regeln die
Überführung der Autographenschätze nach Deutschland. Besondere
Bedeutung kam dem künftigen Aufbewahrungsort Berlin zu, für
den sich die Erblasserin entschied, obwohl sie in Preußen steckbrieflich
verfolgt worden war. Ausführlich begründete Assing, weshalb
sie die Sammlung nicht Florenz (wo sie eine nach ihr benannte Schule stiftete),
sondern Berlin übermacht hat. Sollten dort ihre Bedingungen nicht
erfüllt werden (öffentlicher Zugang, gemeinsame Aufbewahrung
der Briefe mit Büchern, Zeitungsausschnitten, Bildern etc. in einem
»VarnhagenZimmer«), sei das Vermächtnis der Kantonsbibliothek
in Zürich bestimmt, »wohin meine Landsleute leicht anreisen
können«.
Heute ist dieses für die Berliner Alltagsgeschichte hochinteressante
Privatarchiv zweigeteilt. Bilder und Drucksachen liegen in der Staatsbibliothek
Unter den Linden, die Handschriften in der Jagiellonenbibliothek zu Krakau,
wo sie nur von Experten eingesehen werden. Wer könnte sie gemäß
dem Willen der Stifterin für die Öffentlichkeit erschließen,
wo Adreßbücher, Stadtpläne, Lexika und Zeitungsjahrgänge
des Vormärz fehlen? (...)
Weshalb sollen ausgerechnet Rahel Varnhagen und ihr Freundeskreis das
vom Autor zitierte »Schuldkonto« der Nazis und ihrer Nachgeborenen
begleichen? Gerade im Zeichen des vereinten Europa gehören auch die
Handschriften wieder nach Berlin, Rahels Heimat in jenem »deutschen
Vaterlande, dem ich«, wie Ludmilla Assing 1875 schrieb, »auch
in der Ferne unwandelbar angehöre«.
Dr. Nikolaus Gatter
VarnhagenGesellschaft Hagen-Berlin
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