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1. August 1846
»Ich fuhr über die Rheinbrücke nach Deutz, dann über
Mühlheim nach Elberfeld
immer den Eindruck vom Dom in der Seele , dann nach Hagen, und war
Abends in Iserlon [...].
Nicht fern von Iserlon liegt Arensberg, und im Walde nahebei waren noch
vor etwa dreißig Jahren Trümmer der Burg Varnhagen zu sehen,
die seitdem aber, weil die Steine gebraucht wurden, völlig verschwunden
sind.«
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Was der westfälische Wahlberliner Karl August Varnhagen von Ense
(1785-1858)
unterwegs von Köln nach Berlin notierte, ist ein Jahrhundert später
seinem Nachlaß widerfahren.
Rahel Varnhagen (1771-1833), Tochter des jüdischen Kaufmanns
Markus Levin, philosophische Schriftstellerin der Romantik, galt als Genie
der Geselligkeit. In ihrem Salon verkehrten
Schauspielerinnen und Generäle, Fürsten und Philosophen, Lebedamen
und Schriftsteller
von gleich zu gleich. Rahel Varnhagen hinterließ allein 6.000 Briefe,
die ihr Witwer Karl August Varnhagen von Ense seit 1833 sammelte
und herausgab.
Mit der Zeit entstand ein gewaltiges Privatarchiv mit ungezählten
Briefen, Manuskripten, Büchern, Zeitungsausschnitten und Bildern
des 19. Jahrhunderts. Ludmilla Assing, Nichte und
Nachlaßverwalterin der Varnhagens, vermachte es 1880 der Königlichen
Bibliothek zu Berlin.
Unter zwei Bedingungen: die Bestände in einem »Varnhagen-Zimmer«
zusammenzuhalten und der »allgemeinen Nutzung möglichst [zu]
überlassen«.
Die Sammlung Varnhagen, im Zweiten Weltkrieg nach Schlesien ausgelagert,
galt von
1946 bis 1977 als verschollen. Heute liegen ihre Schätze in der Jagiellonenbibliothek
in Krakau
und sind Gegenstand schwieriger deutsch-polnischer Verhandlungen. Vor
einer Rückführung
müssen die Deutschen dies vernachlässigte Erbe erst wirklich
annehmen.
Rahel Varnhagen überliefert uns die Idee der friedlichen Verständigung
unter Menschen unterschiedlicher religiöser, politischer und sozialer
Herkunft und Orientierung.
Die Varnhagen Gesellschaft Hagen-Berlin e. V. möchte dazu
beitragen. Gegründet wurde sie
unter der Schirmherrschaft von Carola Stern, Autorin einer Rahel-Biographie,
anläßlich der
Umbenennung des Städtischen Abendgymnasiums. Die Gesellschaft will
- Leserinnen, Leser und die internationale Forschung miteinander ins Gespräch
bringen;
- eine Bibliothek mit Werken beider Varnhagens im RVK eröffnen;
- regelmäßige Kulturveranstaltungen und einen »jour
fixe« mit Diskussionen anbieten;
- die Erforschung der Varnhagenschen Sammlung durch Studierende und Gelehrte
fördern;
- Gespräche über Bildung, Kunst und Kultur, Schule und Gesellschaft
anregen;
- virtuelles »Varnhagen-Zimmer« als homepage im Internet
einrichten.
Der Schriftsteller Ralph Giordano nannte die Gründung der Varnhagen
Gesellschaft
»ein interessantes und bewegendes Projekt«. Seit September
1997 verzeichnet sie
über 60 Beitritte. Sie ist als gemeinnütziger Verein anerkannt.
Spenden sind steuerabzugsfähig.
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Erster Mitgliederrundbrief
Köln, im Dezember 1997
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Gründung unserer Varnhagen Gesellschaft Hagen-Berlin e.V. ist
schon in den ersten Wochen auf unverhofft große Resonanz gestoßen.
Hier ein kurzgefaßter Zwischenbericht.
Wir wollten die Leserinnen und Leser der Werke beider Varnhagens (und
ihres Freundeskreises)
sowie Repräsentanten der Forschung miteinander ins Gespräch
bringen. Diesem Ziel sind wir ein gutes Stück nähergekommen.
So konnten wir seit Beginn unserer Mitgliederwerbung im September 1997
bereits 60 Beitritte verzeichnen. Besonders dankbar sind wir für
die Unterstützung, die wir von namhaften Persönlichkeiten des
öffentlichen Lebens erfahren haben. Frau Professor Carola Stern,
Autorin von Der Text meines Herzens. Das Leben der Rahel Varnhagen,
hat die Schirmherrschaft übernommen. Der Schriftsteller Ralph Giordano
nannte die Gründung »ein interessantes und bewegendes Projekt«.
Stefan Heym schrieb: »Ich halte dies für ein sehr verdienstliches
Unternehmen und kann Ihnen nur viel Glück dafür wünschen.«
Der Journalistin Renée Kraus, die in der Gründungsphase den
provisorischen
Vorstand leitete, wurde die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Auch in den Medien fand die Gründung erfreuliche Resonanz; u. a.
haben die Fernsehsender WDR und SFB, die Frankfurter Allgemeine, Westfälische
Rundschau, Westfälische Allgemeine Zeitung, Allgemeine Jüdische
Wochenzeitung sowie der Hagener Impuls über uns berichtet. Andere
literarische Gesellschaften, mit denen Dagmar Oeser bei einem Treffen
in Münster Kontakt aufnahm, haben Bereitschaft zur Kooperation signalisiert.
Trotz mancher organisatorischen Schwierigkeiten, für die der alte
und neue Vorstand um Verständnis bitten möchten, konnte am 13.
November 1997 eine erste Mitgliederversammlung stattfinden, zu der z.B.
Mitglieder aus Berlin, Bonn, Brühl, Heppenheim, Köln, Lüdenscheid
und sogar aus Rom und Perugia anreisten. Beiliegend erhalten Sie die dort
verabschiedete Satzung. Bitte beachten Sie die Änderungen und Zusätze,
vor allem in der Präambel und der Zwecksetzung. Wir weisen darauf
hin, daß eingeschriebene Mitglieder der Satzungsänderung widersprechen
können; geschieht dies nicht innerhalb von sechs Wochen nach Versendung
dieses Rundschreibens, gilt die Zustimmung als erteilt.
Unsere erste Veranstaltung im Anschluß an die MV war außerordentlich
gut besucht. Nach einem Grußwort des Hagener Oberbürgermeisters
Dietmar Thieser lasen Frau Tirzah Haase und Dr. Peter Schütze Auszüge
aus Briefwechseln Rahels mit Alexander von der Marwitz und Karl August
Varnhagen.
Derartige Veranstaltungen sollen künftig nicht nur in Hagen, sondern
auch überregional stattfinden, beispielsweise im Rahmen des Arbeitskreises
»Köln und das Rheinland - 1848/49 und die Folgen«, dessen
Faltblatt wir zu Ihrer Information beilegen. Über entsprechende Ideen,
besonders Hinweise auf Institutionen, die mit uns zusammenarbeiten möchten,
würden wir uns freuen.
Inzwischen wurde auch eine »homepage« im Internet eingerichtet.
Sie finden dort Informationen über unsere Gesellschaft, neuere Publikationen
und aktuelle Veranstaltungshinweise.
Wir haben eine Reihe von Korrespondenzen geführt, unter anderem mit
der Deutschen Post AG wegen der Einstellung des 80er-Werts »Rahel
Varnhagen«, mit der Deutschen Bundesbahn, mit der Friedhofsverwaltung
Berlin-Kreuzberg und mit dem Auswärtigen Amt wegen der deutsch-polnischen
Verhandlungen über Rückgabe von Kulturgütern. Außerdem
hatten zwei Mitglieder ein Gespräch mit der Direktion der Staatsbibliothek
zu Berlin / Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Eingeschriebene Mitglieder
erhalten darüber, möglichst noch zum Jahreswechsel, einen kleinen
Tätigkeitsbericht mit Pressespiegel sowie eine kalendarische Vorausschau.
1998 wird für uns ein Gedenkjahr in mehrfacher Hinsicht: 150-Jahr-Feier
der Märzrevolution, 165. Todestag Rahels, 140. Todestag Karl August
Varnhagens von Ense.
Teilen Sie uns bitte alle unsere Themen betreffenden Veranstaltungen und
Aktivitäten in Ihrer Umgebung oder Ihrer Institution mit.
Wir möchten unsere Mitglieder künftig auf Neuerscheinungen,
Aufsätze, Berichte in Presse und Medien hinweisen. Beispielsweise
bietet der Peter Lang Verlag (Jupiterstr. 15, CH-3000 Bern 15, Tel. 031/940-2121,
FAX-2123) noch immer verbilligte Reprints der Ausgaben Ludmilla Assings
an: Karl August Varnhagen von Ense: Tagebücher, 14 Bde. für
DM 400, Hermann Fürst Pückler-Muskau, Briefe und Tagebücher,
DM 300, sowie ebenfalls verbilligte Reprints des Andenkenbuchs und des
Briefwechsels Rahel mit Karl August Varnhagen.
Besonders freuen wir uns natürlich, wenn auch Sie sich, falls Sie
zu unserem Themenkreis publizieren, zur Spende von Sonderdrucken oder
Autorenexemplaren an unsere Spezialbibliothek im Rahel Varnhagen Kolleg
bereitfänden.
Außerdem bitten wir alle Empfänger dieses Schreibens, die Vereinsarbeit
weiterhin aktiv, nach
Möglichkeit auch publizistisch zu unterstützen. Kritik und Anregungen
sind jederzeit willkommen.
Laut vorläufiger Bescheinigung des Finanzamts Hagen vom 29. 8. 1997
(AZ 6 VR 2063) sind wir als gemeinnütziger Verein zur Förderung
kultureller Zwecke anerkannt. Über Spenden können Sie eine entsprechende
Quittung erhalten.
Wir wünschen Ihnen angenehme Festtage und ein glückliches, gesundes,
erfolgreiches neues Jahr.
für den Vorstand:
Dr. Nikolaus Gatter
Varnhagen Gesellschaft e. V.
(Vorsitzender)
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»Ich fuhr über die Rheinbrücke nach Deutz, dann über
Mühlheim nach Elberfeld immer den Eindruck vom Dom in der
Seele , dann nach Hagen, und war Abends in Iserlon [...]. Nicht
fern von Iserlon liegt Arensberg, und im Walde nahebei waren noch vor
etwa dreißig Jahren Trümmer der Burg Varnhagen zu sehen, die
seitdem aber, weil die Steine gebraucht wurden, völlig verschwunden
sind.«
Karl August Varnhagen von EnseTagebücher Bd. III, 421 v. 1.
August 1846
Mit diesen Zeilen hat die VG im Dezember ihren ersten SpendenBittbrief
eingeleitet, und wir möchten auch jetzt noch einmal daran erinnern,
daß wir als gemeinnütziger Verein anerkannt sind und daher
steuerabzugsfähige Quittungen ausstellen dürfen.
Dieser Rundbrief richtet sich noch einmal ausnahmsweise an alle potentiellen
Interessenten in unserem »Adressenpool«. Künftig werden
wir aus Kostengründen unsere Post nicht mehr so breit streuen können.
Wir hoffen jedoch, daß sich recht viele angesichts der Hinweise
und Angebote, die wir heute unseren Mitgliedern unterbreiten können,
zum Beitritt entschließen. Der Biblioteka Jagiellonska in Kraków
haben wir die (beitragsfreie) Mitgliedschaft angeboten; unsere Satzung
ließen wir eigens ins Polnische übersetzen. Auch die Kontakte
zu polnischen Germanisten werden ausgebaut. Auf jeden Fall dürfen
alle weiterhin mit dem Empfang unseres Mitteilungsblatts gazzettino
rechnen, die zwar nicht beitreten möchten, uns jedoch mit Geld- oder
Sachspenden, publizistisch oder durch Informationen unterstützen.
mit herzlichen Grüßen
Varnhagen Gesellschaft HagenBerlin e.V.
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Ein Angebot für unsere Mitglieder
Mit 923 Seiten und XV S. Einleitung ist der seltene, nur in wenigen Bibliotheken
vorrätige Katalog der Varnhagen von Enseschen Sammlung, Berlin
1911 (s. Abb.) ein unverzichtbares Hilfsmittel zur Erschließung
der heute in Kraków befindlichen Autographenschätze. Er bildet
zugleich ein wertvolles biographisches Lexikon des 19. Jahrhunderts mit
ca. 9000 Namen. Von der Staatsbibliothek zu Berlin, über deren Beitritt
wir uns besonders freuen, konnten wir einen geringen Restbestand broschierter
Erstausgaben aufkaufen. Diesen offerieren wir unseren Mitgliedern (vermehrt
um eine Beilage zur Geschichte der Sammlung und zum Autor des Katalogs,
Ludwig Stern) zum Selbstkostenpreis von:
25, 00 DM (bei Versand zuzügl. 10, 00 DM). Voraussetzung ist
allerdings der schriftlich erklärte Beitritt sowie die Verbuchung
des o.g. Betrags auf dem Vereinskonto. Solange der Vorrat reicht, liefern
wir im Sommer 1998 in der Reihenfolge des Eintreffens der Bestellungen
aus (jedem Mitglied nur ein Exemplar). Übriggebliebenes geben wir
später gegen eine höhere Spende an Nichtmitglieder ab.
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Derzeit bereiten wir die Veröffentlichung eines ersten Almanachs
der VG vor, der noch im Herbst dieses Jahres beim Peter Hammer Verlag
Wuppertal erscheinen soll. Vorgesehen sind Auszüge aus dem 1848erTagebuch
Ludmilla Assings, ein größerer Essay über Rahel Varnhagen
von Renate Neumann, bibliographische Mitteilungen und literarische Beiträge.
Angesichts unserer knappen Finanzen können wir diesen Almanach, der
im Buchhandel ca. 3035 DM kosten soll, an Einzelmitglieder leider
nicht gratis abgeben. Da wir eine gewisse Anzahl mit Rabatt kaufen können,
besteht jedoch die Möglichkeit der Subskription. Wer den Almanach
mit ca. 25 % Ermäßigung erwerben möchte, kann sich schon
jetzt mit einer verbindlichen schriftlichen Bestellung an die VGAdresse
wenden.
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Aus unserer Korrespondenz
Seit der Erhöhung des Portos für Postkarten auf 1,00 DM wird
der 0,80erWert »Rahel Varnhagen« nicht mehr nachgedruckt.
Die noch vorhandenen Briefmarken werden in den Filialen abverkauft
wer Glück hat, kann sich also noch eindecken! Wir wandten uns in
dieser Sache an die Deutsche Post AG und erhielten folgende Antwort:
»Ihr Vorschlag, im Jahre 1998 ein Sonderpostwertzeichen zum Thema
Eheleute Rahel und Karl August Varnhagen von Ense herauszugeben,
läßt sich leider nicht mehr realisieren. [...] Das Sondermarkenprogramm
1998 wurde bereits vom Bundesminister Dr. Bötsch bestätigt und
am 04.12.96 der Öffentlichkeit vorgestellt.«
Bundesministerium für Post und Telekommunikation, 13.11.1997
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Frau Brigitte Müller aus 45889 Gelsenkirchen, Bickernstraße
138, hat nach ihrer Mitteilung v. 3.1.1998 die Bilddarstellung Rahel Varnhagens
durch Wilhelm Hensel als Markenzeichen für »Waren und
Produkte der Klasse 16« angemeldet. Diese Produktklasse umfaßt
u. a. Schreibwaren. Möglichen Interessenten (zu denken wäre
wohl z.B. an Hersteller von Briefpapier) bietet sie dieses Markenzeichen
an.
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Das Auswärtige Amt teilte uns mit:
»Die letzten Regierungsverhandlungen haben im April 1995 stattgefunden.
Diese Gespräche werden fortgesetzt. Entsprechend dem vereinbarten
Format die letzte Verhandlungsrunde fand in Berlin statt
muß die polnische Seite eine entsprechende Einladung zur Fortsetzung
aussprechen und einen Terminvorschlag machen. [...]
Ein konstruktiver Schritt war die Gründung einer deutschpolnischen
Expertengruppe, die auf Fachebene Zuordnungs- und Lokalisierungsfragen
diskutiert, jedoch kein Verhandlungsmandat in Rückführungsfragen
hat. Diese Fachgruppe hielt ihre erste in guter Atmosphäre verlaufende
Sitzung im April d. J. in Berlin und eine zweite im November 1997 in Warschau
ab.
Wenngleich in der Frage der Rückführung von Kulturgütern
zwischen Polen und Deutschland eine befriedigende Lösung zur Zeit
noch nicht in Sicht ist, gibt es durchaus positive Signale. So wurde am
14.07.1997 in Bonn das neue deutschpolnische Kulturabkommen unterzeichnet,
in dem es in Artikel 15 heißt, daß die Fragen des kulturellen
Erbes, darunter die Probleme im Zusammenhang mit Kulturgütern und
Archivalien Artikel 28 des deutschpolnischen Nachbarschaftsvertrages
regelt. Und nur wenige Tage später, am 28.06.1997 fand in Warschau
eine weitere gegenseitige Rückgabe von Archivalien zwischen Bundesarchiv
und polnischer Hauptkommission für die Untersuchung von Verbrechen
gegen das polnische Volk statt.«
Auswärtiges Amt, gez. Lerke (4.12.1997)
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»Received the letter reporting on the progress you are making with
the VarnhagenGesellschaft. It is a pleasure to see that such a thing
endlich zu Stande kommt.«
Terry H. Pickett (Email v. 17.1.1998)
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»Ihren Namensvorschlag für einen ICEZug haben wir in
unsere Vormerkliste aufgenommen. Im kommenden Frühjahr werden wir
über weitere Zugnamen der Relation BerlinKöln entscheiden
und den Namen Varnhagen von Ense in unsere Auswahl einbeziehen.«
E. Wimmelbacher, Deutsche Bahn AG (19.1.1998)
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Pressespiegel 1997
Die Gründung des (Vor-)Vereins durch Renée Kraus und Rita
Viehoff am 15. Juli 1997 fand Erwähnung in: Westfälische
Rundschau und Westfalenpost Nrn. 180 v. 2.8.1997, Frankfurter
Allgemeine Nr. 186 u. Wochenkurier (Hagen) v. 6.8.1997, musikblatt
Nr. 187 (5/97), Info 31 (Jahreswende 1997/98) der Else LaskerSchüler
Gesellschaft sowie Rundschreiben 226 des VSSchriftstellerverbands
NRW.
Einer Meldung der Rheinischen Post v. 27. 9.1997 folgte am 22.1.1998
der ausführliche Artikel von Gerda Kaltwasser u. d. T. Varnhagen
Gesellschaft, gegründet in Hagen, wichtig für Forschung in Düsseldorf.
Der Hagener Impuls brachte in Nr. 20, S. 913 von Nikolaus
Gatter den Essay »Laßt uns Bäume pflanzen, die Schatten
geben«. Zur Gründung einer Varnhagen Gesellschaft in Hagen
(bei uns zu beziehen).
Matthias Rothenberg drehte zwei Fernsehberichte für den Berliner
Sender B1 (Ticket, 9.10.1997) und für WDR 3 (Lokalzeit,
13.10.1997). Als Reaktion darauf schrieb Lea Pik in der Allgemeinen
Jüdischen Wochenzeitung Nr. 23 v. 13.11.1997: »Was im TV
zu sehen war, waren Sekundenclips vom Lehrerzimmer des Kollegs und für
noch weniger Sekunden der Unterricht in einem Kurs. Alle übrigen
Bilder waren Aufnahmen von historischen Plätzen mit einem Text, der
sich ausschließlich auf Rahel Varnhagen bezog und über diese
auch nicht viel mehr mitteilte als den Umstand, daß diese Tochter
Berlins bisher in ihrer Geburtsstadt noch nicht angemessen geehrt wurde.
[...] Mit den elektronischen Medien hat die Hagener VarnhagenGesellschaft
wohl kein Glück.«
Zur ersten MV in Hagen am 13.11.1997 erhielten wir Grußworte von
Ralph Giordano und Stefan Heym. OB Dietmar Thieser hielt eine kleine einführende
Rede zur Lesung aus RahelBriefen durch Frau Tirzah Haase und Herrn
Dr. Peter Schütze im Karl Ernst OsthausMuseum. Die Westfälische
Rundschau berichtete am 15.11.1997: »Sie vermittelten einen
interessanten Einblick in die treffsicheren, sprachlich schönen Formulierungen,
mit denen Emotionen wie Weltschmerz, Selbstkritik, Stimmungen, Selbstmitleid
oder Selbstspiegelung, aber auch Naturbeschreibungen oder Landschaftseindrücke
dargestellt wurden. Gefühlsüberschwang uferte gelegentlich in
Weitschweifigkeit aus. Aber auch da noch wurde die Üppigkeit damaliger
Sprache deutlich, und man begriff als Hörer den Stellenwert, den
das geschriebene Wort hatte...«
Ein Rundfunkinterview, das die Sendung Scala auf WDR 5 für
den 7.1.1998 ankündigte, mußte leider kurzfristig verschoben
werden wegen der Erkrankung von Carola Stern, der wir an dieser Stelle
gute Besserung wünschen.
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Ehrungen
Glückwunsch an unser Mitglied Aldona Gustas zur Rahel Varnhagen von
EnseMedaille 1996!
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Kalendarium / Veranstaltungen
Am 25. Februar wird unser jour fixe in Hagen beginnen, voraussichtlich
im Bibliothekszimmer des Karl Ernst OsthausMuseums, Hochstraße
71. Gäste sind herzlich willkommen!
(Veranstaltungen der Varnhagen Gesellschaft sind mit * gekennzeichnet;
Mitglieder haben hierzu bei Vorlage eines Identitätsnachweises freien
Eintritt.)
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30. Januar (bis 27. März)
jeweils freitags 18.30: »Deutschland. Ein Wintermärchen.«
VHSKurs von Christian Höpfner (Nr. 1186). Ehemaliges Kruppgebäude,
Schwanenstr. 68, 58042 Hagen, Tel. 02331 / 207 36 22.
11. Februar
1819: Ottilie Assing in Hamburg geboren.
17./18. Februar
jeweils 19.00: Dr. Nikolaus Gatter: »...die viel gefürchtete
Soiree mit Varnhagen lief glücklich ab.« Ein Revolutionschronist
im Salon. Veranstalter & Ort: Restaurant VAU, 10117 Berlin, Jägerstr.
54/55,
Tel. 030 / 20 29 73 0; Fax 20 29 73 11.
21. Februar
1785: Karl August Varnhagen in Düsseldorf geboren. Das Haus »am
Rhein, am Ende der Schulstraße« war bereits 1853 Zollgebäuden
gewichen.
22. Februar
1821: Ludmilla Assing in Hamburg geboren.
*25. Februar (künftig einmal monatlich mittwochs)
19.30: jour fixe der VG; Tel. 02331/ 207 26 21.
1. März
19.00: Eröffnung der Ausstellung Kanzel, Thron und Demokraten.
Die Protestanten und die Revolution
in der Rheinprovinz. Veranstalter: Evangelischer Stadtkirchenverband
/ MelanchtonAkademie Köln. Ort: Evangelischer Stadtkirchenverband,
Kartäusergasse 9, 50678 Köln, Tel. 0221 / 931 803 0.
*4. März
19.30: Eva Weissweiler: »Der weibliche Pferdefuß«.
Lesung aus dem Briefwechsel von Fanny und Felix Mendelssohn im Rahmen
der Aktivitäten zum diesjährigen Frauentag. Veranstalter: Varnhagen
Gesellschaft / Kulturamt / Gleichstellungsstelle / VHS Hagen. Ort: Kulturzentrum
Hasper Hammer, Hammerstraße 10, 58135 Hagen, Tel. 02331 / 4 28 93.
5. März
20.00: Republikanische Revue. Szenen Lieder Satiren
mit Texten von Ferdinand Freiligrath, Georg Herwegh, Heinrich Heine, Andreas
Bräm u.a. Veranstalter & Ort wie 1. März.
7. März
1833: Rahel Varnhagen geb. Levin in Berlin gestorben (165. Todestag).
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Aus der Erbfolgeregelung ihres Testaments:
1. Nach dem Wunsche meines Mannes verordne ich hiedurch, daß meine
Briefe und Denkblätter, nach den von ihm hierüber vorfindlichen
Angaben, zehn Jahre nach unser beider Ableben in öffentlichem Druck
erscheinen sollen. Um aber diese Herausgabe weniger von den Zufälligkeiten
der Lage des Buchhandels, der Litteratur und des Lesepublikums abhängig
zu machen, bestimme ich hiezu die Summe von zweitausend Thalern nebst
den bis zum Zeitpunkte des Drucks anwachsenden Zinsen. [...] 8. Alle hinterlassenen
Schriften, Briefe, Bücher u.s.w. meines Mannes, so wie auch meine
eignen, ohne Ausnahme, sollen an meine Schwägerin Rosa Maria Assing
in Hamburg verabfolgt werden, und in deren Ermangelung an ihren Mann Doctor
Assing und seine Kinder. Diesen Verwandten in Hamburg soll auch die Fürsorge
wegen der einstigen Herausgabe obliegen. [...] Ich wiederhole hierdurch
ausdrücklich, daß die im vorhergehenden Absatz eingerückten
Bestimmungen nur in dem Falle gelten, daß ich meinen Mann überlebe;
überlebt er mich, so ist er mein alleiniger Erbe, und bleibt es ihm
überlaßen, meine Wünsche, die ja auch die seinigen sind,
nach Maßgabe der Umstände und Ereignisse zu erfüllen.
[...]
[drei folgende Zeilen rechtsbündig:]
Berlin, den 4.ten Juni 1831.
Rahel Antonie Friederike Varnhagen von Ense;
gebohrne Robert=Tornow.
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10. März
Eröffnung der neugestalteten Ausstellung (11.3. 20.5.) des
AnneFrankHauses Amsterdam. Veranstalter / Ort: NSDokumentationszentrum,
ELDEHaus, Appellhofplatz 2325, 50667 Köln, Tel.
0221/221 63 31(Führungen u. a. durch Dr. Elke Wenzel).
11. März
20.00: Nikolaus Gatter: »Ich citire jetzt die Bibel, wie der
Onkel Tom«. Religion und Aufklärung bei Heinrich Heine
und Karl August Varnhagen von Ense. Veranstalter & Ort: wie 1. März.
*14. März Motsa'e Schabbat
20.00: Yoram Kaniuk: Vortrag anläßlich des 50. Jahrestages
der Gründung Israels. Veranstalter:Varnhagen Gesellschaft/Jüdische
Gemeinde /VHS /Kulturamt; Ort: Villa Laufenberg,
Bergstr. 91, 58042 Hagen, Tel. 02331 / 207 35 38.
*18. März
19.30: Nikolaus Gatter: »Gift für das unwissende Publicum«.
Rezitationsabend zur Märzrevolution mit Texten von Karl August Varnhagen
von Ense und Ludmilla Assing. Veranstalter & Ort: wie 14. März.
*20. März
20.00: Nikolaus Gatter: »...die viel gefürchtete Soiree
mit Varnhagen lief glücklich ab«. Ein Revolutionschronist
im Salon. Veranstalter & Ort: Antiquariat Siegfried Unverzagt, 50672
Köln,
Limburger Str. 10, Tel. 0221 / 25 15 15.
25. März
1880: Ludmilla Assing in Florenz gestorben.
26. März
20.00: Republikanische Revue (Wiederholung). Veranstalter &
Ort: wie 5. März.
25. April
1842: David Assing in Hamburg gestorben.
26. April
19.00: Michail Krausnick: »Emma H. oder vom Traum der deutschen
Republik.« Uraufführung am Badischen Staatstheater Karlsruhe
(Europäische Kulturtage), Tel. 0721/35 57 220.
30. April
Ausstellung (bis 31.5.; Seminar jeweils donnerstags): Hommage à
Johanna Kinkel und andere Revolutionärinnen von 1848. Veranstalter
& Ort: Frauen Museum, Im Krausfeld 10, 53111 Bonn,
Tel. 0228 / 69 13 44, 63 84 67; Fax 69 61 64.
*6. Mai
19.30: Naja Marie Aidt (Kopenhagen): »Das Wasserzeichen«.
Lesung im Rahmen der dänischen Projektreihe SkandinaVia in NRW. Veranstalter:
Varnhagen Gesellschaft, Kulturamt, Gleichstellungsstelle Hagen. Ort: Karl
Ernst OsthausMuseum, Hochstraße 71, 58095 Hagen, Tel. 02331/
207 35 09.
15. Mai
17.00: Historische Revue »1848 und die Folgen«. Veranstalter:
DGBKreis Köln / Leverkusen, Ort: Gürzenich Köln,Tel.
0221/ 57 984 10
17. Mai
11.00: Nikolaus Gatter: »...ein toller Republikaner«.
Karl August Varnhagen von Ense: Gesandter am badischen Hof und Chronist
der Revolution. Veranstalter & Ort: Museum für Literatur am Oberrhein,
Prinz Max Palais, 76133 Karlsruhe, Tel. 0721 / 84 38 18, Fax 85 35 44.
17. 20. Mai
»Ferdinand Freiligrath und Georg Weerth als Revolutionäre
von 1848«. Interdisziplinäre Tagung mit Exkursionen. Veranstalter:
FreiligrathArbeitskreis der GrabbeGesellschaft e.V., Detmold.
Ort: Elly HölterhoffBöckingStiftung / Physikzentrum,
Hauptstr. 5, 53604 Bad Honnef. Anmeldung c/o Prof. Dr. Kurt Roessler,
Tel. 02461 / 61 31 09; Fax 61 25 35 oder Dr. Werner Broer, Tel. 05231
/ 2 44 00.
19. Mai
1771: Rahel Levin in Berlin geboren.
28. Mai
1783: Rosa Maria Varnhagen in Düsseldorf geboren (215. Geburtstag).
4. Juni
20.00: Dr. Nikolaus Gatter: »Die Vorgänge haben etwas Wunderbares.«
Ein Augenzeugenbericht der Revolution von 1848. Haus Felsenkeller, Heimstraße
4, 57610 Altenkirchen, Tel. 02681/ 3870;
Fax 7638.
21. August
1884: Ottilie Assing in Paris gestorben.
Zur Datierung vgl. NationalZeitung [Berlin]. AbendAusgabe.
Jg. 37, Nr. 500 v. 3.9.1884.
29. August
Rheinisches Demokratenfest. Mit Autorinnen und Autoren des VS Köln,
Liedern von Rolly Brings u. v. a. Veranstalter: Arbeitskreis »Köln
und das Rheinland: 1848/49 und die Folgen.« Ort: JosefHaubrichHof,
50767 Köln.
8. September
Restaurierung der Grabstätte von Andreas Gottschalk (18151849),
erstem Präsidenten des Kölner Arbeitervereins. Kranzniederlegung.
Veranstalter: DGBKreis Köln / Leverkusen, Ort: Friedhof Melaten,
Aachener Straße, Köln.
10. Oktober
1858: Karl August Varnhagen von Ense in Berlin gestorben (140. Todestag).
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Aus Ludmilla Assings Brief an Fürst Hermann
von PücklerMuskau v. 15.10.1858:
Wir verbrachten den ganzen Tag allein in gewohnter traulicher Gemeinsamkeit;
wir plauderten, er schrieb, beschäftigte sich mit literarischen Dingen
wie immer. Um acht Uhr tranken wir Thee zusammen, und sprachen dann noch
lange in angenehmster Weise scherzhafte und ernsthafte Dinge. Dann schlug
ich ihm vor, etwas Schach zu spielen, weil er dies liebte; wir spielten
zwei Parthien, immer von muntrem Gespräch begleitet; bei der dritten
es war nach 10 Uhr , bekommt er einen heftigen Hustenanfall
mit entsetzlicher Beängstigung und Beklemmung; es war ein Brustkrampf.
Er verlangt einen Arzt, nach dem ich sogleich schicke; mit voller Klarheit
über seinen Zustand sagt er mir unterdessen unter fortwährenden
Beklemmungen: »In einer Stunde kann ich todt sein!« Der Arzt
erschien unverzüglich, und versuchte einen Aderlaß; das Blut
floß zuerst, aber nicht lange; da nimmt der Arzt ihm die Brille
ab, und sagt: »Nun ist alles vorbei.« Ich sah ihn bestürzt
an, und begriff es nicht. »Er ist schon verschieden,« sagte
der Arzt. Wie sollte ich es glauben? Kein Kampf hatte die geliebten Züge
entstellt, er lag ruhig und unverändert da, wie wenn er süß
und sanft schliefe. Es war noch kaum halb elf Uhr; in kaum einer halben
Stunde hatte all dies Schreckliche sich zugetragen. Es war mir wie ein
Traum. Ich schloß mich mit ihm ein, und brachte allein die Nacht
bei ihm zu. Oft trat ich an ihn heran; ach, er wachte nicht wieder auf!
Aber wie beneidenswerth zufrieden, wie alles verstehend, wie milde und
gut sah dieses schöne Todtenantlitz aus! Wenn man nach diesen Zügen
schließen dürfte, so möchte man annehmen, daß die
Lösung des größten Räthsels, vor dem wir alle stehen,
für ihn eine sanfte und beglückende gewesen sei. Aber mir wird
er nun ewig fehlen!
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Wir erlauben uns, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Varnhagen Gesellschaft
HagenBerlin e.V. an die Zahlung ihres Mitgliedsbeitrags zu erinnern,
sofern er nicht bereits für 1998 im voraus entrichtet wurde. Der
Mitgliedsbeitrag ist von den Beitretenden selbst festzulegen (lt.
Satzung monatlich mindestens DM 3, / für Studierende DM 1,
/ für Institutionen DM 8,50).
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Büchermerk
Durch die Hilfsbereitschaft von Herrn Habibi aus dem Ghaza kann die »Dachstube«
im Rahel Varnhagen Kolleg, die unsere Spezialbibliothek beherbergen soll,
renoviert werden. Ihm und den Spenderinnen und Spendern von Büchern,
Heften, Ausschnitten, Kopien, Sonderdrucken und Mikrofilmen danken wir
sehr herzlich!
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Aktuelle Publikationen unserer Mitglieder
Konrad Feilchenfeldt: Rahel Varnhagen im Blickpunkt einer Münchner
Malerin. Angelika Hopf porträtiert die bedeutende Berliner Jüdin
der Romantik und ihren Lebenskreis in einem mehrteiligen Bilderzyklus.
Literatur in Bayern Jg. 1996, H. 43, S. 3247.
Aldona Gustas: Jetzt. Gedichte und Zeichnungen. Berlin: Corvinus
Presse (= Welt Statt Berlin 6).
Irina Hundt: »Wäre ich besonnen, wäre ich nicht Helmina.«
Helmina von Chézy (17831856). Porträt einer Dichterin
und Publizistin. Jahrbuch des Forums Vormärz Forschung 1996: Autorinnen
des Vormärz. Bielefeld: Aisthesis 1997, S. 4379.
Dies.: Elise von Hohenhausen: Berlin vor mehr als zwanzig Jahren. Im
Salon von Elise von Hohenhausen. Berlinische Monatsschrift Jg. 1996,
H. 2, S. 7485.
Michael Krausnick: Die Eiserne Lerche. Die Lebensgeschichte des
Georg Herwegh. (GulliverTaschenbuch 773), Weinheim / Berlin: BeltzVerlag
1998.
Fanny u. Felix Mendelssohn: »Die Musik will gar nicht rutschen
ohne Dich«. Briefwechsel 1821 bis 1846. Hg. v. Eva Weissweiler.
Berlin: UllsteinPropyläen 1997.
Yvonne Pauly: »Äußerst wenig Hülfsmittel?«.
Quellenkritische Beobachtungen zu Karl Philipp Moritz' Anthusa.
Germanischromanische Monatsschrift N.F. 46 (1996), H. 4, S. 406423.
Kurt Roessler / Irene Hufnagel: Die Krone Assmannshausen als Dichter-
und Künstlerheim nach 1844. Die Schriftsteller, Bornheim: Verlag
Kurt Roessler 1997.
Salons der Romantik. Beiträge eines Wiepersdorfer Kolloquiums
zu Theorie und Geschichte des Salons. Hg. v. Hartwig Schultz. Berlin /
New York: de Gruyter 1997 (darin von Irina Hundt: Geselligkeit im Kreise
von Dorothea und Friedrich Schlegel in Paris in den Jahren 18021804,
S. 84133; Konrad Feilchenfeldt: Rahel Varnhagens Geselligkeit
aus der Sicht Varnhagens. Mit einem Seitenblick auf Schleiermacher,
S. 147169; zu beachten sind auch Beiträge zu Rahel von Ursula
Isselstein und Barbara Hahn S. 171234).
Elke Wenzel: Die mittelalterliche Bibliothek der Abtei Weißenau.
Frankfurt a.M./Berlin/Bern/New York/Paris: Peter Lang 1998 (Europäische
Hochschulschriften: Reihe 15, Klassische Sprachen und Literaturen 73)
Dagmar von Wille: Il Saggio sopra la Filosofia in genere di
Lodovico Arnaldi: Una traduzione settecentesca inedita del Discursus
praeliminaris di Christian Wolff. Studi Filosofici 18 (1995), S.
89126.
Dies.: sensus / sensio e Sinn / Sinnlichkeit in Christian Thomasius.
Aspetti gnoseologici e semantici. Lessico intellettuale Europeo.
VVII. Colloguio Internazionale, Roma 68 gennaio 1995. Atti a cura
di M. L. Bianchi, Firenze: Leo S. Olschki 1996, S. 455469.
Wir bitten alle Leserinnen und Leser um Mitteilung von Veranstaltungsterminen
und (für die geplante fortlaufende Bibliograpie) Hinweise auf Neuerscheinungen
zum Themenbereich der Sammlung Varnhagen!
Auf zwei 1997 erschienene wichtige Quellenpublikationen aus der Sammlung
Varnhagen weisen wir nachdrücklich hin:
Rahel Levin Varnhagen: Briefwechsel mit Pauline Wiesel. Hg. v.
Barbara Hahn unter Mitarbeit v. Birgit Bosold, München: C. H. Beck
1997 (= Edition Rahel Levin Varnhagen).
Gerhard Ziegengeist: Varnhagen von Ense über die Brüder Grimm
und ihren Umgangskreis in Berlin. MärzOktober 1841. Brüder
Grimm Gedenken Bd. 12 (1997), S. 78117.
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Die Varnhagen Gesellschaft
Vorstand
Dr. Nikolaus Gatter, Köln (Erster Vorsitzender)
Rita Viehoff, Dortmund (Zweite Vorsitzende)
Paul Krömer, Arnsberg (Schatzmeister)
Eva Feldheim, Hagen (Schriftführerin)
Bettina Pelz, Hagen (Schriftführerin)
Schirmherrin / Ehrenmitglieder
Professor Carola Stern, Berlin
Renée Kraus, Prom. Phil., Dortmund
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Wem gehört die Kunst?
Die Frankfurter Rundschau veröffentlichte in ihrer Wochenendbeilage
»Zeit und Bild« vom 6.12.1997 einen Beitrag von Michael Zeller
unter dem Titel Hegel in Krakau. Oder: Wem gehört die Kunst?
Über die 1977 bekannt gewordene Wiederentdeckung der einst ins schlesische
Kloster Grüssau ausgelagerten Handschriften der ehemals Preußischen
Staatsbibliothek schreibt der Autor: »Jetzt erst konnten die Bibliothekare
in Krakau Hand an die fremden Kisten legen und sie in die eigenen Bestände
einarbeiten: Briefe von Arnim und Brentano, der Brüder Grimm, von
Goethe, Hegel und Heine (aus der Sammlung Varnhagen von Enses), handschriftliche
Manuskripte des Nibelungenlieds, Martin Luthers, Alexander von Humboldts,
und als Herzstück: die Musikalien, Autographe der berühmtesten
Komponisten der Musikgeschichte... Seither ist das alles für einen
qualifizierten Benutzer zugänglich, allerdings nur im Krakauer Haus
selbst.«
Der Autor schließt: »Wem also gehört die Kunst? Den Nationen,
die die Künstler hervorbrachten? Wo kämen wir da hin? Neue Kriegslust
bräche aus dem dünnen Boden, der uns trägt, und damit würde
jede Absicht von Kunst in ihr genaues Gegenteil verkehrt. Und wäre
ein Mozart, überlege ich, in Berlin denn eher an seinem Platz als
hier in Krakau? Und Goethe? Da kommen mir doch so meine Zweifel. Ich denke:
Wie so vieles in unserem Erdteil Europa ist die Tatsache, daß Schriften
von Mozart und Goethe und Beethoven und Humboldt jetzt in Krakau liegen,
eine Folge dieses letzten kontinentweiten Krieges, und als solche ist
sie zu respektieren. Geschichte schafft ihr eigenes Recht. Das Blut, das
hier geflossen ist, spricht eine gewaltigere Sprache als die Paragraphen
von Juristen.«
Kommentare zu diesem Artikel von FRLesern, die uns verbunden
sind, erschienen in der Rubrik »Freie Aussprache«:
Verfall(FR v. 23. 12. 1997)
In seinem Artikel Hegel in Krakau (FR vom 6.12.1997) schreibt Michael
Zeller, Krakau sei »eine der letzten intakten Städte Mitteleuropas«.
Der Reiseteil der Frankfurter Rundschau ist realistischer: dort
wird nicht verschwiegen, daß die eindrucksvollen Zeugnisse barocker
Architektur unter dem schädlichen Einfluß von Abgasen und Industriegift
allmählich verfallen.
Ähnlich unkritisch verhält sich Zeller in der Frage der Handschriften,
die seit 1946 in Schlesien lagerten und heute von der Jagiellonenbibliothek
zurückgehalten werden. Der Autor geht in seinem Gutmenschentum so
weit, die Schuld an Auschwitz gegen die bibliothekarischen Schätze
tauschen zu wollen. Kein Opfer der Naziverbrechen wird wieder lebendig,
kein Unheil der deutschen Geschichte wird beseitigt, wenn Beethoven, Goethe
und Hegel in Polen verbleiben. Solche Aufrechnung ist grundfalsch und
führt bloß zu einer neuen Spielart »Entsorgung der Vergangenheit"
diesmal von links.
Kornelia Löhrer, Köln
Für einen Dollar (FR v. 18. 12.1997)
Michael Zeller, der Autor von Hegel in Krakau (FR vom 6.12.1997)
hat es gut. Mit einem internationalen Schriftsteller-Stipendium versehen,
darf er sich zehn Monate in Krakau aufhalten und nach Herzenslust in den
dort aufbewahrten Handschriften lesen.
Da kann es ihm recht sein, wenn sie von der preußischen Staatsbibliothek
für immer abgeschrieben werden und dort liegen bleiben. Studenten,
die beispielsweise Briefe aus dem Freundeskreis von Rahel Levin Varnhagen
im Original lesen wollen (die meisten sind nur unvollständig gedruckt),
sollen sich gleich ihm dorthin aufmachen wo der »freie Zugriff«
allerdings nur denen gewährt wird, die nachweisen können, daß
sie eine Doktorarbeit planen. Für jede MikrofilmKopie, selbst
wenn aus bereits vorhandenen Filmen nur reproduziert wird, müssen
sie der Jagiellonenbibliothek einen Dollar zahlen.
Studierende sind keine Dollarmillionäre. Unverständlich ist
mir auch, weshalb Michael Zeller gleich den europäischen Bürgerkrieg
heraufbeschwört. Beethoven und Mozart mögen »Weltkulturerbe«
sein, ihre Noten sind ja überall in Büchern zugänglich.
Daß Rahel nach Berlin gehört, wo sie lebte und wirkte, ist
doch selbstverständlich. Wir dürfen sie nicht einfach aufgeben,
sondern müssen andere Wege der Versöhnung suchen, um Polen zur
Rückgabe dieser Briefe zu bewegen.
Ursel Kaiser, Frankfurt am Main
»Deutscher Plutarch« (FR v. 6.1.1998)
Zu Hegel in Krakau (FR vom 6.12.1997): Michael Zeller geht in seinem
Essay von einem elitären Kunstbegriff aus, der sich an der Prominenz
von Geistesheroen orientiert. Kein Wunder, daß die Varnhagensche
Sammlung nur für ihn zählt, insofern sie Briefe Heinrich Heines
enthält. Doch dieser ebenfalls 1946 nach Krakau verbrachte Handschriftenbestand
der Staatsbibliothek enthält zahllose Lebenszeugnisse kaum bekannter
Zeitgenossen Varnhagens.
Der im Heine-Jahr kaum gewürdigte beste Freund des Dichters, Karl
August Varnhagen von Ense (17851858), war nicht nur Witwer Rahels,
sondern ein Autor von überragendem Talent. Goethe würdigte ihn
als »deutschen Plutarch«. Seine größtenteils ungedruckten
»Tagesblätter« bieten über ein Vierteljahrhundert
erlebte Geschichte, eine kritische Chronik Preußens, die auch die
fatalen Anfänge von Antisemitismus und Nationaldünkel 1848/49
registriert. Seine Autographensammlung enthält Briefe von und an
9000 Personen.
Von seiner Nichte Ludmilla Assing trotz steckbrieflicher Verfolgung und
Exil in Florenz zusammengehalten (und noch um den Nachlaß Pücklers
vermehrt), wurde diese Sammlung 1880 der Königlichen Bibliothek vermacht.
Unter zwei Bedingungen: daß Bücher, Bilder, Manuskripte in
einem eigenen VarnhagenZimmer zusammengehalten und »der allgemeinen«
nicht allein wissenschaftlichen »Benutzung möglichst
überlassen werden«.
Dies ist nie in befriedigender Weise geschehen und jetzt erst recht unmöglich.
In Polen wird dieser Bestand nur ausgewählten Wissenschaftlern zugänglich
gemacht. Niemand wird ein Privatarchiv der Berliner Alltagsgeschichte
dort erschließen können: es fehlen Lexika, die in Berlin verbliebenen
Editionen et cetera. Es wäre die Pflicht deutscher Behörden,
allen voran des Außenministers, für die Einrichtung einer deutschpolnischen
Forschungsstelle in Kraków zu sorgen oder in anderer Weise darauf
hinzuwirken, daß es zur friedlichen Einigung mit Polen über
die Rückgabe der Varnhagenschen Bestände kommt. 1998 wäre
ein gutes Jahr dafür: 140. Todestag Karl August Varnhagens und 150JahrFeier
der Märzrevolution, deren wichtigster Chronist er war, und 165. Todestag
Rahels.
Dr. Nikolaus Gatter
Erster Vorsitzender
VarnhagenGesellschaft, Hagen
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