Am 2. Dezember 2007 ist unser Mitglied Magda Gatter nach
längerer Krankheit 92-jährig friedlich eingeschlafen.
Seit ihrem Beitritt im Herbst 1998 hat sie stets Anteil an
der Arbeit der Varnhagen Gesellschaft genommen und uns durch
Beiträge, Spenden und Buchgeschenke unterstützt.
Als Tochter des Wuppertaler Malers Otto Friedrich Weber war
sie im September 1914 in Barcelona zur Welt gekommen. Dem
Vater, der sich durch seinen Spanienaufenthalt dem Ersten
Weltkrieg entzogen hatte, wurde während der Nazidiktatur
die Ausreise verboten, was bei seinen vorwiegend mediterranen
Landschaftssujets einem Malverbot gleichkam. Die inzwischen
verheiratete Magda Köllmann studierte vor dem Krieg einige
Semester Kunstgeschichte in München und in der Zeichenklasse
von Olaf Gulbransson. Es gelang ihr aber, den für Studenten
obligaten Beitritt zur NSDAP zu vermeiden. 1945 kam sie nach
Aachen und wurde Dozentin an einer von der englischen Militärverwaltung
eingerichteten Journalistenschule und Redakteurin an dem (mit
Lizenz-Nummer 1 gegründeten) ersten deutschen Nachkriegsblatt
"Aachener Nachrichten". Mit Berichten und Karikaturen
begleitete sie u. a. den Wiederaufbau der weithin zerstörten
Stadt.
Nachdem ihr erster Ehemann nicht mehr aus dem Krieg heimgekehrt
war, heiratete sie den Journalisten Ludwig Gatter, der Feuilletonredakteur
der "Kölnischen Rundschau" wurde. In Köln,
wo sie fünf Söhne aufzog und zugleich für das
Feuilleton ihres Mannes, aber auch für die "Welt",
die "Zeit", die "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
sowie für den Westdeutschen Rundfunk arbeitete. In dieser
Sendeanstalt wurde sie, nachdem sie 1957 zum zweiten Mal Witwe
geworden war, im Jahr 1962 als Redakteurin des Frauenfunks
eingestellt. Sie betrieb den Ausbau des Programms unter dem
Titel "Familie und Gesellschaft" und erschloss ihm
einen größeren Hörerkreis, weit über
den traditionellen Hausfrauenfunk hinaus. Ihr mehrteiliger
Beitrag "Hilfe, ich bin Heldenmutter", der die Wiederbewaffnung
kritisch glossierte, rief 1963 einen bundesweiten Skandal
hervor, der auch im Bundestag diskutiert wurde. Rechtsnationale
Zeitungen titulierten sie u. a. unter Anspielung auf den damaligen
WDR-Intendanten die "Giftköchin" des "Ritterkreuzträgers
von Bismarck".
Magda Gatter, die sich stets für soziale Randgruppen
eingesetzt und in ihrem Haus Flüchtlingen aus den Diktaturen
Europas eine Zuflucht geboten hatte, betreute nach ihrer Pensionierung
jüdische Auswandererfamilien aus der Sowjetunion, wofür
sie mehrmals ausgezeichnet wurde. Eine Trauerfeier im Beisein
vieler Journalistenkolleginnen und -kollegen fand am 13. Dezember
2007 in Bergisch Gladbach (Refrath) statt. Die Beisetzung
erfolgt am 4. Januar 2008 im engsten Familienkreis.
Die Varnhagen Gesellschaft wird Magda Gatter ein ehrendes
Andenken bewahren.
Nachruf des Westdeutschen Runfunks, Köln
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